Warum ich??

„Wieso sollen WIR das machen? Das waren wir doch nicht!! Kann sich nicht die Müllabfuhr darum kümmern??“

Was war geschehen?

Auf dem Fußweg unserer Straße, ein paar Häuser von unserem Haus entfernt, wurde eine ganze Biomülltüte ausgekippt. Einfach so. Mitten auf den Weg. Der ganze schmierige, stinkende Biomüll lag schön verteilt über mehrere Quadratmeter herum. Es war Heiligabend. Vormittags. Mein Mann ging noch ein paar Besorgungen für den Nachmittag machen und stolperte daran vorbei. Als er nach Hause kam, erzählte er mir davon, ging in die Küche, holte Handschuhe und Schaufel und sagte: „Ich glaube, ich räume das weg.“

Sofort kamen mir solche Gedanken von oben: „Wieso sollen WIR uns darum kümmern?? Das ist doch nicht UNSER Müll! Das haben doch bestimmt schon Zig andere Leute gesehen, warum WIR? Das ist ja noch nicht mal vor UNSEREM Haus!“

Ich dachte wohl auch laut, denn mein Mann sagte daraufhin im ruhigen Ton: „Ich denke, das wird sonst noch die ganzen Tage herumliegen. Da kommt jetzt keine Müllabfuhr mehr. Und wahrscheinlich wird es auch sonst niemand wegmachen wollen.“

 

„Das war ich nicht! Warum soll ICH mich darum kümmern?“

Sätze, die warhscheinlich schon jeder von uns mal gedacht oder auch gesagt hat. Wir wollen gern immer erstmal prüfen, ob das denn überhaupt UNSERE Schuld oder Verantwortung ist. Und wenn nicht, ja … dann … dann soll sich doch jemand anderes darum kümmern. Oder?

Schließlich muss immer erst der Schuldige gefunden werden. Das ist so in unserer Gesellschaft. Keiner will bei einem Fehler freiwillig die Verantwortung tragen und das Schlamassel ausbaden, wenn er nicht muss.

 

Aber am vergangenen Heiligabend tat mein Ehemann etwas, das mich neu darüber nachdenken ließ. Er wies mich durch seine Tat auf noch jemand anderen hin, der sich auch auf den Weg machte und sich um ein Schlamassel kümmerte, das er nicht selbst verschuldet hatte. Auf denjenigen, dessen Geburtstag wir genau an diesem Nachmittag feiern wollten. Ja, ich meine Jesus Christus.

Ich weiß, Weihnachten ist schon ein paar Wochen vorbei, und wir haben vielleicht schon viel darüber gehört und nachgedacht, und trotzdem schwingt dieser Gedanke immer wieder in mir nach, wann immer ich mich dabei ertappe, dass ich denke „Also, das war jetzt wirklich nicht MEINE Schuld! Warum soll ICH mich jetzt darum kümmern?“

Jesus kam, sah und liebte. Er setzte sich in unseren stinkenden Müll hinein, nahm ihn auf sich und brachte ihn weg. Ohne Murren, ohne „aber warum ICH?“ … er tat es, weil er wusste, dass es sonst niemand tun würde und tun könnte. Er tat es aus Liebe zu uns. Und er tat es sogar unter Spott und Verachtung.

Heutzutage machen wir solche Heldentaten vielleicht, wenn es dabei groß gefeiert wird, wenn Leute uns für unsere Selbstlosigkeit loben etc. Aber Jesus tat es einfach aus der Liebe zu seinem Vater und zu uns heraus. Er wollte gehorchen, und er wollte retten. Fertig.

 

Seit dem denke ich immer wieder an Jesus, wenn ich unseren Biomüll sehe. Oder wenn ich dazu aufgefordert bin, für jemanden eine Extrameile zu laufen, einen Fehler auszubügeln oder was auch immer, obwohl ich selbst nicht daran Schuld bin. Ich möchte mir bewusst werden, dass JESUS genau das auch schon für mich getan hat. Und so geht vieles auch immer wieder leichter von der Hand und vom Herzen. :)

 

 

(Jetzt muss ich aber noch etwas hinzufügen: Dieser Artikel ist NICHT für die Leute unter uns geschrieben, die sich IMMER und ÜBERALL für ALLES verantwortlich fühlen und die Lasten dieser Welt sogar als Leiche tragen würden. Manchmal muss man tatsächlich Verantwortung einfach abgeben, aber nicht aus Faulheit, Hartherzigkeit oder Ignoranz, sondern aus Verantwortung vor der eigenen Begrenztheit. Ihr wisst sicher selbst, wenn ihr zu dieser Kategorie Menschen gehört. Ihr seid auch nicht der Messias. Ihr könnt die Welt nicht retten. Tut wirklich nur das, was euch Gott vor die Füße legt. :) Zusatz: Ende.)