"Wir brauchen kein Lamm. Wir brauchen Fisch."

"Wir brauchen kein Lamm. Wir brauchen Fisch."

Ein ungewöhnliches Zitat. Es stammt nicht aus einer Koch-Show. Es handelt sich dabei auch nicht um einen Auszug aus einem Dialog über unsere letzte Einkaufsliste oder unseren Essensplan.

Nein, diese zwei Sätze kommen aus dem Mund des Protagonisten Simon (Petrus) aus der Serie „The Chosen“ (4. Folge, Staffel 1). Falls Ihr nicht wisst, was „The Chosen“ für eine Serie ist, schaut einfach mal selbst hier hinein. Es lohnt sich. :)

 

Zurück zu Simon, dem Lamm und Fisch. 

Was bedeutet dieses Zitat und warum sticht es für mich so heraus?

In dieser Folge wird die Situation aus der Bibel von zwei Brüdern, Simon und Andreas, näher beleuchtet und mit fiktiven (aber nicht verzerrenden) Details dargestellt. Simon ist Fischer von Beruf. Er ist verheiratet und kämpft darum, seine Familie mit dem nötigsten zu ernähren. Sein Beruf ist für ihn existentiell wichtig, eine Nacht ohne auch nur einen einzigen Fisch zu fangen ist kritisch. 

Andreas, sein Bruder, ist ebenfalls Fischer. Eines Nachts befinden sich die beiden zusammen im Boot beim Fischen. Es ist eine besonders wichtige Nacht für Simon, da ihm ein paar Steuereintreiber und Römer im Nacken sitzen. Er MUSS etwas fangen. 

Während Simon ein leeres Netz nach dem anderen hochzieht und die Anspannung sichtlich in ihm wächst, will Andreas ihm von einer Begegnung erzählen, die er Tags zuvor hatte. Er hat einen Mann gesehen, den Johannes, der Täufer, als DAS LAMM bezeichnete (s. Joh. 1,29). Das Lamm, das die Sünden der Menschen wegnehmen würde.

Aus Andreas‘ Stimme und Gesicht wird erkennbar, wie sehr ihn diese Offenbarung ergriffen hat. Er versucht seinen Bruder davon zu überzeugen, dass, wenn das wirklich wahr ist, dann alles ganz anders werden würde. Der Messias selbst wäre hier, den, auf den sie schon so lange gewartet und gehofft hatten. 

 

Doch Simon ist unbeeindruckt davon. Die augenblickliche Not, die Verzweiflung über die leeren Netze, die Angst mit leeren Händen nach Hause zu kommen, die verheerenden Folgen für ihn und seine Familie stehen ihm zu deutlich vor Augen. Darum – so sehr er seinen Bruder schätzt und liebhat – würgt er ihn ruhig, aber bestimmt ab: „Wir brauchen kein Lamm. Wir brauchen Fisch.“ Und damit hat sich’s für ihn. Sie fischen weiter … die ganze lange Nacht … und fangen NICHTS. 

 

Aber was dann geschah, ist eine von vielen unglaublich aufwühlenden und berührenden Momenten der Serie. Petrus, der am nächsten Morgen völlig desillusioniert und müde seine Netze zusammenrafft, trifft auf Jesus Christus, von dem sein Bruder sofort sagt:“ Das ist er! Das ist das Lamm!“. Und durch diese Begegnung sollte sich für Simon alles ändern. Ihr könnt es auch einmal in Lukas 5,1-11 nachlesen. Es ist einfach wunderbar!

 

Ohne hier noch weitere Details zu verraten, will ich nur auf das eine eingehen, was mich am meisten gerührt hat.

Nachdem Simon auf eindrückliche Weise realisiert, wer dort leibhaftig und tatsächlich vor ihm steht, bricht er vor Jesus zusammen und kann nur an EINES denken: „Bist du wirklich das Lamm? Geh weg von mir, Herr, denn ich bin ein Sünder!“

Alle seine vorigen Sorgen, seine Gedanken um den Fisch, seine Angst um seine Existenz … ja, anscheinend sogar die Freude über einen riesigen Fischfang, den er gerade wundersam erleben durfte, scheinen in diesem Augenblick vollkommen weggewischt. Sie sind völlig zweitrangig geworden. Was jetzt nur noch für Simon zählt ist: Wie kann ich vor diesem heiligen Mann bestehen? Ich habe nichts, was diesem Mann gefallen könnte. 

Simons sündiger Zustand stand ihm so glasklar vor Augen wie nie zuvor. 

 

Was DANN nur noch für Simon zählte, was er wirklich am allermeisten brauchte, war nicht mehr Fisch. Sondern das Lamm. Das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt. 

Und was macht dieses Lamm? 

 

Jesus sagt: „Fürchte dich nicht; von nun an sollst du Menschen fangen!“

Das einzige, was Jesus von Simon möchte, ist, dass Simon ihm nachfolgt. Er gibt Simon eine neue Identität (er ist einer von Jesus), einen neuen Status (er ist Sünder, aber vergeben und angenommen) und eine neue Berufung (er soll in Jesu Auftrag Menschen fangen). Um alles andere wird Jesus sich schon selbst kümmern. Anscheinend auch darum, was mit Simons Sünden passiert, und wie Simon und seine Familie versorgt werden. 

 

Warum kann Jesus das machen??

Weil er DAS LAMM ist. GOTTES Lamm, das die Sünden, also alles, was die Menschen von Gott trennt, auf sich nimmt und selbst damit ein für allemal abrechnet, als er später am Kreuz dafür stirbt.

Darum kann Jesus Simon in diesem Moment annehmen. Darum braucht Simon sich nicht vor Jesus zu fürchten, als er vor ihm auf die Knie geht. Denn dieses Lamm bringt ALLES mit, was für Simon wichtig ist: Vergebung und Annahme, Neuanfang und Zukunft, ein Leben versöhnt mit Gott, dem Himmel und Erde und alles darin gehören.

Was kann es Besseres und Wichtigeres geben als das?

 

Was könnte jemals besser und wichtiger sein als ein versöhntes Leben mit Gott, bei dem ich mir um nichts mehr in der Gegenwart und Zukunft Sorgen machen muss??

 

Eigentlich scheint es mir so klar zu sein! Sonnenklar! Es gibt gar nichts Besseres und Wichtigeres!

 

Und doch kann ich mich so gut mit Simon in dieser Episode identifizieren. Denn auch für mich stehen oftmals meine direkten Sorgen und Probleme auf dieser Welt scheinbar so dominant vor Augen, dass ich gar nicht mehr richtig sehen und begreifen kann, was für einen viel größeren Schatz ich in Jesu Vergebung und Annahme eigentlich habe. 

Ich sorge mich vielleicht nicht wortwörtlich darum, ob ich genug Fisch nach Hause bringe. Aber figurativ schon: ich sorge mich um meine Kinder, um ihre Zukunft, um meine Zukunft, meine Arbeit, meine Gemeinde, um das, was andere von mir denken, um alles mögliche, das gerade „wirklich wichtig“ ist!

Vergebung? Ja klar, das ist auch toll. Aber nicht soooo wichtig. Oder? Oder??

 

Die Geschichte, die in dieser Folge gezeichnet wurde, schnitt so tief in mein Herz, weil es mir jedoch wieder eines deutlich machte:

Im wirklichen Angesicht Gottes, dem einzig lebendigen wahren und heiligen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, der perfekt in Liebe, Licht, Macht, Gerechtigkeit, Weisheit, Wahrheit, Herrlichkeit ist, und der mit ALLEM auf dieser Welt machen kann, was er will, zählt nichts anderes als die Frage, ob mich dieser Gott annimmt oder nicht. Ob ich SEIN bin oder nicht. Habe ich so gelebt, wie es diesem Gott gefällt oder nicht? Habe ich ihm als Gott mit meinem Leben die Ehre gegeben oder nicht? 

Im Angesicht dieses Gottes wird mir klar, dass ich aus mir selbst heraus keinen Anspruch auf irgendetwas von ihm habe. Im Angesicht dieses Gottes kann ich eigentlich nur auf die Knie gehen und schweigen, denn obwohl ich von ihm erschaffen bin und ihm alles zu verdanken habe, was ich bin und habe, habe ich ihm gegenüber auf keinen Fall immer so gelebt, wie es ihm gefällt. So wie Simon müsste ich sagen: „Geh weg, Herr, denn ich bin ein Sünder.“ 

Im Angesicht von Gottes purer Herrlichkeit und Perfektion kann ich so, wie ich bin, eigentlich nicht bestehen. 

 

Aber was macht dieser herrliche Gott?

Das ist das andere, das mich (auch durch die Serie) neu zutiefst bewegt, wenn ich die Evangelien lese. Dieser Gott kam selbst in seinem Sohn, Jesus Christus, auf diese schmutzige und kaputte Welt als Mensch wie wir. Er wanderte, redete, atmete, schwitzte, arbeitete, schlief, litt und starb für uns auf dieser Welt, weil er uns für sich gewinnen wollte. Er kam zu uns, um alles zu bereinigen und beseitigen, was einem gemeinsamen Leben mit uns im Wege stand. 

Er ist das Lamm, das die Sünden der Welt hinwegnahm. Jede Sekunde seines Lebens hier auf Erden war diesem einen Ziel gewidmet: Er wollte UNS zu sich rufen, damit wir eins mit ihm und seinem Vater sein könnten, jetzt und für immer. Er wollte, dass sein Leben unser Leben würde. Er wollte, dass seine Zukunft unsere Zukunft würde. Er wollte, dass seine Herrlichkeit unsere Herrlichkeit würde.

Und ER selbst würde ALLES dafür tun, damit das geschieht. 

 

Während ich diese Zeilen schreibe, pocht mein Herz gerade ziemlich stark vor Freude. Mir fehlen eigentlich die Worte, um das auszudrücken, was mir bei diesem überwältigendem Maß an Liebe und Gnade durchs Herz geht. Aber vielleicht ist das auch nicht nötig. Gott selbst weiß, warum ich gerade jetzt diese Erkenntnisse wieder nötig habe. 

 

Es gibt einiges, das mir in den letzten Wochen die Freude am Alltag rauben will. Es gibt Dinge, die mir Sorgen bereiten. Es gibt Fragen, die ich nicht beantworten kann. 

Aber eines kann ich jetzt wieder klarer sehen:

Ich brauche vor allem anderen Versöhnung mit Gott. Ich brauche das Lamm. Keinen Fisch. Und das Lamm wurde mir geschenkt. Halleluja! :) 

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